von Chiara Klemenz
Eiserfeld im Süden von Siegen: Der zweitgrößte Ort der Stadt ist Sinnbild für die Vergangenheit der Region, denn hier wird schnell sichtbar, was vor vielen Jahren und auch heute noch das Stadtbild und die Gesellschaft prägte. Der Siegener Ortsteil blickt dabei schon auf eine über 700 Jahre alte Geschichte zurück. Wie bereits im Namen des Ortes Eiserfeld zu erkennen ist, geht es um die Eisenverhüttung und den Bergbau.
Schon in der Kernstadt Siegen zeigen die Figuren Henner und Frieder, dass der Bergbau eine ganz besondere Stellung in der Umgebung besitzt. Das Eiserfelder Ortsbild zeigt noch Vieles von dieser Vergangenheit. Bei einem Rundgang im Ortskern dauert es nicht lange, um auf Überreste dieser Zeit zu stoßen, da sich die Gemeinde um den Bergbau herum entwickelt hat. Den Beginn stellt der Reinhold Forster-Erbstollen da. Von 1805 bis 1902 war der Stollen in Betrieb und Teil der Verbundgrube Eisenzecher Zug. Auch heute noch ist der Eingang der Grube in der Eiserfelder Ortsmitte in seinem restaurierten originalen Zustand zu betrachten.
Eingang Reinhold Forster Erbstollen |
Über die Zeit entwickelte sich in dieser Umgebung das moderne Stadtbild, was auch heute noch vom Bergbau gezeichnet ist. Neben etlichen Gassen, die das traditionelle Eiserfeld zeigen, finden sich in der Umgebung noch weitere Überreste, die an die Eisenverhüttung erinnern. Unmittelbar in der Nähe des Stollens befindet sich der historische Marktplatz, an den noch immer viele Fachwerkhäuser angrenzen. Zudem liegen an ihm die zwei großen Kirchen Eiserfelds (die katholische St. Marien- und die evangelische Trinitatiskirche), die im 19. Jahrhundert errichtet wurden. Neben der erstmals 1465 in einem nassauischen Renteiverzeichnis erwähnten Grube „zu Isernfelde', der Eisenzeche, sind auch die in Eiserfeld gelegen Gruben Gilberg, Flußberg und Talsbach am Gilberg äußerst nennenswert. Im Jahre 1894 schlossen sich dann diese Grubenbetriebe zur Gewerkschaft Eisenzecher Zug zusammen.
Direkt neben dem Eingangstor des Reinhold Forster-Erbstollens steht der Carl Dresler-Turm, der zu dem alten Stollen gehörte und nach dem Eiserfelder Bergwerksdirektor und Industriellen Carl-Wilhelm Dresler benannt wurde. Von 1911 bis 1952 war er Bergwerksdirektor des Grubenvorstands der Eisenzecher Zug mit Hauptsitz in Eiserfeld.
Carl-Dresler Turm |
Eiserfelder Orstwappen |
Das Eiserfelder Ortswappen widmet sich auch der Eisenindustrie. Dieses bildet das Eingangstor des Reinhold Forster-Erbstollens. Im 16. Jahrhundert erfolgte durch den Aufschwung der Eisenzeche ein stetiger Bevölkerungszuwachs. Durch die Industrialisierung jedoch stieg der Einwohnerzahl in dem kleinen Ort enorm an. Im Jahre 1905 erreichte Eiserfeld die Marke von 5.000 Einwohnern, was offensichtlich auf den Bergbau und die Eisenverhüttung, die in der Zeit der Industrialisierung florierten, zurückzuführen ist. Die zwei Handwerke behaupteten trotz starker konjunktureller Schwankungen ihren hohen Stellenwert in der Region.
Die Sandhalde „in der Hubach“ ist mit eines der wichtigsten Überreste des Hüttenwesens. Noch heut liegt hier Sand aus der 1463 erwähnten Eiserfelder Hütte. Nicht weit von dem Reinhold Forster-Erbstollen entfernt, ist diese Sandhalde bereits aus dem Eiserfelder Ortskern zu betrachten und ist kennzeichnend für sein Erscheinungsbild.
Sandhalde in der Hubach |
Mühlenstraße mit Blick auf die Trinitatiskirche |
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte auch der Strukturwandel der Eisenverhüttung in Eiserfeld ein. Im Jahr 1953 wurde die traditionsreiche Grube Eisenzecher Zug weitestgehend geschlossen und 1973 erfolgte auf der jahrhundertealten Eiserfelder Hütte der letzte Hochofenabstich. Doch auch nach dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Erinnerungen an die erfolgreiche Bergbau- und Eisengrubenzeit im Stadtbild erhalten. Das Eiserfelder Erscheinungsbild will an diese doch so wichtige Phase erinnern und schafft es durch Erhaltung bedeutsamer Monumente an jeder Ecke des kleinen Ortes, der Eisenindustrie ein Denkmal zu setzen.
(2021)
Fotos: Chiara Klemenz
Literatur:
Eiserfelder Heimatverein e.V.
Horst G. Koch: Königin der Eisensteingruben. – Eisenzecher Zug/Reinhold-Forster-Erbstollen, Verlag Gudrun Koch, Siegen 1986.
L. Irle: Siegerländer Geschlechterbuch 2 (DGB 139), Limburg/Lahn 1965
Stadler, Klemens, Deutsche Wappen, Band 7, Bremen 1972, S. 36 (Wappen)
Internetquellen:
https://www.siwikultur.de/khb/8/1/2736.htm