von Simon Rohde

Fragt man die Siegener nach ihrem berühmtesten Bürger, so ist die Antwort mehrheitlich Peter Paul Rubens.
Wer war dieser Mann, dem in Siegen neben einem Museum, ein Denkmal und ein Brunnen gewidmet wurde?
Peter Paul Rubens (1577-1640) war einer der bedeutendsten Maler des Barocks, der wie kaum ein anderer einen so nachhaltigen Einfluss auf die damalige Zeit gehabt hat und schon zu Lebzeiten zu einer internationalen Berühmtheit wurde.

Doch in welcher Verbindung steht er mit der Stadt Siegen?
Jan Rubens, der Vater Peter Paul Rubens, ein ausgebildeter Rechtsgelehrter und Schöffe in Antwerpen, kam 1571 in Gefangenschaft auf die Festung in Dillenburg, weil ihm Wilhelm von Oranien vorwarf eine Affäre mit seiner Frau Anna von Sachsen zu haben. Einzig auf die Fürbitten seiner Gemahlin Maria Rubens kam er aus jener Gefangenschaft frei und stand bis 1578 in Siegen unter Hausarrest bis Anna von Sachen verstarb und er endgültig begnadigt wurde. In diesem Zeitraum wurde Peter Paul Rubens gezeugt, der sein erstes Lebensjahr in Siegen verbrachte, bis die Familie 1578 nach Köln umzog und Siegen endgültig den Rücken zuwandt.
Nach Rubens Tod entbrannte ein historischer Streit der Städte Antwerpen, Köln und Siegen, welche von ihnen nun seine Geburtsstadt sei und den Titel ,,Rubensstadt" tragen dürfte. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts konnte dieses Debatte endlich geklärt werden, da ein niederländischer Archivar bei seiner Untersuchung der Thematik auf Informationen gestoßen ist, die bewiesen, dass Peter Paul Rubens am 28.6.1577 in Siegen geboren ist.
Bereits 1927 signalisierte das damalige Kultusministerium Beihilfe zur Errichtung eines Denkmals, doch die Bemühungen der Stadt Siegen den Rubensbrunnen fertigzustellen wurden erst 1930 auf Drängen Berlins in Angriff genommen.
Daraufhin wurde ein Wettbewerb um die künstlerische Gestaltung des Brunnes ausgerufen. Die beiden favorisierten Kontrahenten waren der Düsseldorfer Bildhauer Johannes Knubel und der Eiserfelder Künstler Hermann Kuhmichel. Beide legten der Stadt verschiedene Entwürfe vor. Knubel wollte einen Obelisken errichten lassen, der Lukas mit einem Ochsen als Heiligen der Malergilde und darunter ein Relief von Rubens darstellen sollte. Diese Idee wurde jedoch aus diversen Gründen abgelehnt.
Hermann Kuhmichel (1898-1965), auch ein Sohn der Stadt, wurde 1935 mit der Aufgabe betraut, den Rubensbrunnen zu errichten. Geboren in Siegen Eiserfeld besuchte er 1927 die Kunstgewerbeschule in Aachen mit dem Schwerpunkt Bildhauerei. Neben dem Rubensbrunnen schuf er noch mehrere Werke in und um Siegen, die noch heute zu besichtigen sind. So auch das Sgraffito der Wenschtkirche in Geisweid oder der Soldat am Gosenbacher Ehrenmal. In Gedenken an ihn und seiner Schaffenskraft wurde eine Straße nach ihm benannt, der Hermann-Kuhmichel-Weg in Kreuztal.
Doch wie sieht nun der Rubensbrunnen eigentlich aus und wo steht er?
Der Rubensbrunnen besteht aus einem steinernen hexagonartigem Wasserbecken über dem drei steinerne Frauen knien und gemeinsam ein Kind in ihren Händen halten und wiegt mehr als zwei Tonnen. Die dargestellte Szene soll das ,,Händeringen" um den Geburtsort Peter Paul Rubens symbolisieren, wobei jede der Frauen für eine Stadt steht, doch nur die mittlere den wahren Anspruch auf das Kind hat und ihr eigen nennen darf. Zugleich sollte der Maria Pypelinx, die ja die eigentliche Heldin der Siegener Rubens-Tragödie ist, ein Denkmal gesetzt werden. Insgesamt beliefen sich die Herstellungskosten des Rubensbrunnen auf knapp 20.000 Reichsmark.
Zur weiteren Erläuterung ist am Brunnen zudem noch eine Eisenplatte eingelassen, die besagte Kontroverse für den Betrachter noch einmal schriftlich festhält und zugleich noch Informationen über den Lebenslauf und Einfluss, bzw. wie lange Rubens sich in den drei verschiedenen Städten (Antwerpen, Köln und Siegen) aufgehalten hat, gibt (siehe Foto). Dabei handelt es sich um einen Distichon-Text von Ehrendoktor Ludwig Heinrich Hermann Langensiepen. Diese Eisenplatte musste jedoch schon kurze Zeit nach der Errichtung des Brunnens erneuert werden, da sie bereits völlig unleserlich und verrostet war. Daraufhin wurde eine speziell angefertigte und beschichtete Platte ausgewählt, die noch zu begutachten ist.
Bereits zuvor geschah ein anderer Fauxpas. Kurze Zeit nach der Fertigstellung und noch vor der Aufstellung des Rubensbrunnen musste dieser schon repariert werden, da er nicht umsichtig gelagert wurde und von Kindern beschädigt wurde.
Das neue Denkmal der Stadt Siegen sorgte in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen und es entstanden mehrere Zeitungsartikel über den Brunnen, die sich positiv darüber aussprachen.
Beim Rubensbrunnen handelt es sich um eine beliebte Sehenswürdigkeit der Stadt Siegen, die nicht nur bei städtischen Führungen besucht wird. Nicht zuletzt das regionale Programm der Universität Siegen mit seinen studentischen Stadtführungen hat dazu beigetragen, dass der Rubensbrunnen neben dem Krönchen eine hohe Popularität bei den Studierenden hat.
Literatur:
1. http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/R/Seiten/PeterPaulRubens.aspx (Stand: 10.06.2012)
2. http://www.nrw-live.de/freizeitangebote/2352-der-rubensbrunnen-in-siegen.html (Stand: 10.06.2012)
3. http://www.welt.de/welt_print/article2306412/Wo-Rubens-geboren-wurde.html (Stand: 10.06.2012)
4. http://kulturgang.opderborg.com/kuenstler/kuenstlerkuhmichel.htm (Stand: 10.06.2012)

Quellen:
" Unbekannter Autor: Schreiben an Herrn Professor Dr. Luthmar, Kassel, vom 29.05.1931
" Unbekannter Autor: Schreiben an den Oberbürgermeister Siegens vom 18.08.1936
" Brief von Alfred Vocke an Dr. Kruse vom 13.05.1930
" Siegener Zeitung Nr. 274 vom 22.11.1930
" Siegener Zeitung Nr. 269 vom 16.11.1934
" Westfälische Zeitung vom 1.05.1931